Mobilität & Logistik im Revier

KTG: Die gelben Engel der Schiene

Unter einem hohen Konkurrenzdruck werden heute Waren und Güter auf der Schiene transportiert. Daher ist jede Minute Stillstand einer Lokomotive eine sehr teure Angelegenheit. Die KTG GmbH bietet europaweit einen schnellen und sehr flexiblen Reparaturservice.

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von Regiomanager 01.03.2016 Anzeige

Hätten Sie gedacht, dass die Reparatur von Lokomotiven eine Marktlücke ist? Im stark umkämpften Markt des Güterverkehrs auf der Schiene war das vor einigen Jahren durchaus so. Zahlreiche privatwirtschaftlich organisierte Anbieter wickeln seit einigen Jahren Gütertransporte auf Europas Schienennetz ab. In diesem harten Wettbewerb um jede Tonne Fracht dürfen die Zug-Maschinen nicht länger als unbedingt nötig stillstehen. Besonders wenn ein Güterzug durch eine defekte Lok auf offener Strecke liegen bleibt und wohlmöglich sogar noch ein ICE-Gleis blockiert, ist schnelle und flexible Vor-Ort-Hilfe gefragt. Genau hier sah der Gelsenkirchener Carsten Janneck die große Chance für seine Geschäftsidee: ein schneller, mobiler  Lokomotiven-Reparaturservice, also so etwas wie die gelben Engel des ADAC, nur eben für die Schiene. Mit den Erfahrungen von 20 Jahren bei einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn machte sich der gelernte Elektrotechniker Carsten Janneck 2008 mit der „KTG GmbH Railservice“ selbstständig: „Dabei bin ich meiner Frau für die vertrauensvolle Unterstützung meiner Ideen und ihre engagierte Mitarbeit natürlich sehr dankbar.“ Dem Fördermagazin der NRW.Bank sagte Carsten Janneck vor einigen Jahren: „Ich könnte nicht, wie viele andere, sagen, dass ich schon immer Unternehmer werden wollte. Aber irgendwann hat es mich einfach gereizt, mein eigener Herr zu sein und meine Ideen frei umsetzen zu können.“

Flexibilität, Qualität
und Schnelligkeit

Als Werkstattleiter bei Railion, der Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn, hatte Carsten Janneck die Erfahrung gemacht, dass  insbesondere die privaten Anbieter von Gütertransporten auf der Schiene das große Problem haben, nicht auf ein weitverzweigtes Werkstattnetz zurückgreifen zu können, wie es beim ehemaligen Schienen-Monopolisten natürlich üblich war. Diesen freien Markt für Instandhaltungsleistungen nahm er ab 2008 zunächst mit zwei Werkstattwagen, einem Mitarbeiter, einem gut organisierten Kontakte-Netzwerk sowie dem guten Vorsatz in den Fokus, durch Flexibilität, Qualität und Geschwindigkeit zu überzeugen. Was die KTG GmbH ihren Wettbewerbern von Beginn an voraus hatte? Das Service-Versprechen, sich um die liegen gebliebenen Loks ihrer Kunden in ganz Europa zu kümmern und nicht nur im regionalen Umkreis von 100 Kilometern, wie es andere Anbieter im Leistungsportfolio hatten. „Durch die Öffnung der Schienenverkehre hat vor rund 15 Jahren eine neue Zeitrechnung begonnen, die für eine Vielzahl von Anbietern insbesondere den Gütertransport zu einem lukrativen Wirtschaftszweig macht, sofern die Kosten niedrig gehalten werden können“, sagt Carsten Janneck. So ist es heute üblich, dass die Transportunternehmen meist nicht die Besitzer der Lokomotiven sind, mit denen ihre Frachtaufträge abgewickelt werden. Loks werden für bestimmte Transporte angemietet. Vermieter der Zugmaschinen sind große Leasing-Gesellschaften. Alle Beteiligten haben dabei ein möglichst großes Interesse daran, dass die Loks in Bewegung bleiben, denn nur wenn die Räder rollen, rollt auch der Rubel! „Es gibt im Bahnbereich vier große Leasing-Gesellschaften, mit denen wir zum Teil von Anfang an zusammenarbeiten konnten und mit deren jeweils 100 bis 300 Lokomotiven wir unseren Marktanteil in diesem Dienstleistungssektor langfristig sichern konnten“, berichtet Carsten Janneck aus der Anfangszeit seines Unternehmens. Bei einem Stückwert von drei bis sechs Millionen Euro stellt eine Elektrolok dabei natürlich einen ganz anderen Wert dar, als dies vergleichbar beim Autoleasing der Fall wäre.

Der komplette Rundum-Service

Bei den Herstellern von Elektroloks stechen die Unternehmen Siemens und Bombardier als größte  Anbieter deutlich hervor, aber auch hier ist der Markt in Bewegung. Auch aus anderen europäischen Ländern versuchen künftig Lok-Hersteller auf den Markt zu kommen, auch wenn man noch lange nicht von einem uneingeschränkt nutzbaren europäischen Schienennetz wird sprechen können, prognostiziert Carsten Janneck. Teilweise die noch unterschiedlichen Spurbreiten, aber insbesondere die verschiedenen Stromspannungssysteme machen ein einheitliches Eisenbahn-Europa noch unmöglich: „Selbst verschiedene Scheinwerfer-Regelungen gibt es noch in den Ländern der EU. Jedes Land kocht hier sein eigenes Süppchen und möchte natürlich in seinem Staatsgebiet möglichst die Hoheit über das eigene System wahren.“ Aber die KTG GmbH hat aus der vermeintlichen Not eine Tugend gemacht. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, uns recht breit auf dem Markt aufzustellen, um nicht nur die wenigen großen Hersteller bedienen zu können. So kann das Unternehmen die verschiedenen Systeme auch länderübergreifend warten und hat sich in der Multiflexibilität einen wichtigen USP erarbeitet, mit dem es in dem sehr stark auf Kurzfristigkeit ausgerichteten Markt einen großen Vorteil hat.
Den Schwung immer behalten
Die Aufträge für Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben wurden im Laufe der Zeit immer umfangreicher, sodass im Jahr 2011 die erste eigene Werkstatt eröffnet werden konnte. Als internationales Drehkreuz für den Güterverkehr war der Standort Duisburg dabei eine gut kalkulierte Entscheidung. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis 2012 auf 15 an, eine rasante Entwicklung, für die der Gelsenkirchener Unternehmer mit einem zweiten Preis beim Existenzgründer-Award „Gipfelstürmer NRW 2012“ ausgezeichnet wurde. Und der Schwung der Gründerjahre hält bei KTG auch heute noch an. Weitere Werkstätten kamen in Düsseldorf und Roosendaal, in der Nähe von Rotterdam, hinzu. Europaweit kann die KTG auch kurzfristig Kapazitäten in fremden Werkstätten anmieten, wenn es ein Auftrag erfordert. Das Team ist auf 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen, und für die Zukunft ist auch ein stärkeres Engagement im Nahen Osten nicht ausgeschlossen – ein kleines Büro unterhält die KTG dafür schon heute in der „Euro Village Suweikat“ in Saudi-Arabien. Das Geschäftsmodell steht heute auf drei Füßen: In den Werkstätten nimmt KTG Wartungsarbeiten an Lokomotiven aller Fabrikate vor. Genau wie beim Auto muss eine Lokomotive nach festgeschriebenen Wartungsintervallen in die Werkstatt, damit die vorgeschriebenen „präventiven Instandhaltungsarbeiten“ durchgeführt werden können. Die werden natürlich mit zunehmendem Alter der Lok immer umfangreicher. „Alles, was an voraussehbaren Leistungen nach Fristen, Wartungen und In-spektionen gemacht werden kann, können wir in der kompletten Palette der erforderlichen Arbeiten planen und durchführen.“ Zu den „korrektiven Instandhaltungsarbeiten“ zählen alle Reparaturen aufgrund von Störungen oder Unregelmäßigkeiten, die nicht vorhersehbar und während des Betriebes festgestellt worden sind. Neben den technischen Wartungsarbeiten gehört auch die Entfernung von Graffitis zum Angebot.

Drei erfolgreiche Standbeine

Das dritte Standbein ist der europaweite mobile Dienst mit einem schnellen Reparaturservice für Elektro- und Diesel-Loks, die auf freier Strecke oder in einem Bahnhof liegen geblieben sind. Carsten Janneck: „Dieser Bereich hat sich kontinuierlich sehr stark entwickelt, sodass wir unsere Monteure sehr häufig schon in Frankreich, Polen oder Skandinavien im Einsatz haben. Derartige Einsätze kann man natürlich so gut wie nicht planen. Sie erfordern die ganze Flexibilität unseres Mitarbeiterteams, auf das ich sehr stolz bin.“ Der wirtschaftliche Erfolg bestätigt Carsten Janneck darin, die Marktlücke seinerzeit richtig erkannt zu haben. Mit seiner Geschäftsidee musste der Unternehmer bisher kein einziges Mal mit roten Zahlen kämpfen: „Von Jahr zu Jahr haben wir unseren Erfolg verdoppeln können, das Geschäft weiter ausgebaut, neue Mitarbeiter eingestellt und damit das Erfolgsrad langsam, aber sicher immer weiter drehen können. Auch wenn seine Service-Teams in ganz Europa unterwegs sind, bleibt Carsten Janneck mit seinem Firmensitz doch seiner Heimatstadt Gelsenkirchen treu: „Hier fühle ich mich einfach wohl.“

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